Yogapraxis mit Seeleninhalten

Die asana „ Pflug“ trägt den Seeleninhalt „Die Umwandlung, Umkehrung, Umgestaltung“ in sich. Das Bewahren dieses Gedankens in der Konzentration und die Zielsetzung, einen beachtlichen Pflug zu formen, der auch eine Umwandlung hervorbringt, weckte regelrecht eine Lust die Stellung zu gestalten.

In der Armvariation (ein Arm am Boden aufliegend am Kopf vorbei und mit dem anderen Arm an der Flanke vorbei dicht am Körper.) konnte das 3. Zentrum noch einmal gut gefühlt und aktiviert werden für ein Aufrichten der Wirbelsäule in das Becken hinein und damit einer deutlicheren Formung des Pfluges. Ein freies Bewusstsein, aufbauend auf klaren, konkreten Gedanken und achtsamer, geduldiger und umsichtiger Beobachtung, kann eine beachtliche Umwandlung einleiten.

In der asana „Schulterstand“ führte das seelische Bild „Dynamik aus dem Herzen“ die Gestaltungskraft. Es war erlebbar, wie die achtsame und beschauliche Dynamik aus der Brustwirbelsäule und der Herzregion, eine beachtliche vertikale äußere Formung hervorbrachte. Für ein intensiveres Erleben wurden die Ellbogen recht dicht zusammen geführt; auf diese Weise war die Brustwirbelsäule gut zu spüren. Mit der Hinzunahme der Beinvariation, indem im Wechsel ein Bein zum Boden abgesenkt und wieder in die Vertikale geführt wurde, erfuhr das 3. Zentrum eine zusätzliche Aktivierung. Die Dynamik in der gesamten Aufrichtebewegung schenkte ein Gefühl der eigenen Ich-Aktivität und des eigenen Wollens.

In der asana „Kopf-Knie-Stellung“ konnte dieses eigenständige Wollen durch das Hinausheben des Oberkörpers in den Raum mit einer langen Wirbelsäule erlebt werden. Für das ästhetische Ausformen in dieser Sitzhaltung wurde die Vorstellung der Rückwärtsbeuge im Bereich der Brustwirbelsäule hinzugenommen, die ein Anheben im 3. Zentrum bewirkte und so ein grenzüberschreitendes „In-die-Materie-Hineingehen“ ermöglichte. „In-die-Materie-Hineingehen“ beschreibt das seelische Bild der Kopf-Knie-Stellung.

Die Empfindungen „in der Wahrnehmung zu einer materiellen Sache bleiben zu können“ und „den Willen ergreifen zu können“ durch geduldige und ausdauernde Beobachtung, waren deutlich zu spüren. Ein besonderes Erlebnis, das ebenfalls das Ich-Gefühl stärkte, war das dynamische Herausgehen aus der Kopf-Knie-Stellung, indem der Wille noch einmal bewusst ergriffen und der Oberkörper in einer weiten, ausholenden Bewegung durch den Raum in die Aufrichte geführt wurde. Die letzten Reserven des Willens wurden entlockt und das Gefühl „Ich-Will“ war dadurch sehr präsent. Der Wille war dadurch regelrecht aktiviert auch für die weiteren Übungen.

Heinz Grill erläuterte dazu, dass wenn man eine Übung mit einer rechten, aktiven Willensführung beendet und auf diese Weise geordnet aus der Übung herausgeht, sich dies in die Lebenskräfte (auch Ätherleib genannt), einschreibt und der Willen dadurch auf eine neue Ebene gebracht wird. Reserven werden entlockt, die wiederum ein Steigerungsprinzip einleiten und den Willen, sowie das Selbstwertgefühl stärken. Es liegt darin ein Grenzüberschreiten, das Entwicklung eröffnet. Dieses positive Gefühl regt auch die gesamte Stoffwechselaktivität an. Trotzdem sollte daraus aber nicht ein Dogma gemacht werden, damit ein zwanghaftes Verhalten ausgeschlossen wird. Entscheidend ist auf jeden Fall, dass der Praktizierende immer weiß, was er tut und warum, damit er seine Bewusstseinsführung aktiv erlebt.

Die asana „Schiefe Ebene“ zeigte, wie der Wille punktuell eingesetzt werden kann. Wir übten uns darin den Körper mit seiner Schwere zu ergreifen, ihn herauszuheben und durch eine vorgegebene Haltezeit gleichzeitig in Ruhe lassen. Es wurde gut wahrnehmbar, wie es möglich ist, die Materie zu ergreifen und man dadurch freier wird von der Schwere der Materie. Es entstand mehr Körperfreiheit, vor allem dann, als wir uns das Ziel der Haltezeit noch einmal neu setzten. „Die Materie ergreifen für einen Moment macht den Menschen freier von der Materie“ ist ein seelischer Inhalt dieser asana.