Entwicklung als wichtigster Ansatz für Gesundheit und Gemeinschaft

An der Spirituellen Hochschule Lundo (Trentino, Italien) wurde Ende Oktober 2022 ein für unsere Zeit bedeutendes Thema in die Mitte gerückt. Über mehrere Tage hinweg haben Studienteilnehmer sich mit der Frage beschäftigt, wie sich die körperliche, seelische und geistige Entwicklung des Menschen förderlich auf die individuelle und sogar auf die soziale Gesundheit, also auf die Gemeinschaft von Menschen, auswirkt.

Für die Erarbeitung des Themas kamen verschiedene methodische Ansätze zum Einsatz. Eine tägliche Körper-Übungspraxis (Asana-Praxis) wurde von verschiedenen sogenannten Selenübungen (1) abwechslungsreich ergänzt. Auch ein Tagesausflug in die Trentiner-Bergwelt trug dazu bei, das Thema lebendig „zu bewegen“.

Die Studienteilnehmer erarbeiteten sich die folgende Skizze: Entwicklung im Menschen braucht einerseits das Streben nach einem neuen Ziel und Ideal sowie das Klären und Entwirren von Bindungen.

Diese Frage wurde während der Tage von verschiedenen Blickwinkeln aus beleuchtet. Begonnen wurde sie mit der Erarbeitung, dass gesunde menschliche Entwicklung eines unabhängigen, inneren Standpunktes bedarfs. Zudem braucht Entwicklung einen zum Menschen passenden äußeren Wirkungs- und Arbeits-Bereich. Ein freier Standpunkt sowie ein stimmiger Standort sind Grundvoraussetzungen für gesunde Entwicklung.

Um dem Ziel der Hochschule nach einer soliden spirituellen Betrachtungsweise gerecht zu werden, wurde in den Seminarstunden zwischen einer psychischen und einer geistigen Herangehensweise unterschieden. Diese Einteilung und Ordnung wirkte sich belebend auf die Ergebnisse und Lernschritte aus. Im Laufe der Tage wurde deutlich, dass eine ganzheitliche Entwicklung auf objektiv erforschbare Gesetzmäßigkeiten ausgerichtet sein muss. Das beinhaltet realitätsgetreue Wahrnehmungen und differenzierte Vorstellungen, insbesondere im spirituellen Bereich, um in diesem nicht ins Raten und Spekulieren abzuirren.

Aber es gibt auch Gegenspieler der Entwicklung. Dies sind bewusste oder unbewusste Bindungsmuster im Inneren des Menschen. So braucht er notwendigerweise das Training der Unterscheidung zwischen einer freilassenden, entwicklungsförderlichen „Beziehung“ auf der einen Seite und einer entwicklungshemmenden „Bindung“ mit Abhängigkeiten auf der anderen Seite.

Für die Entwicklung muss von einer universalen geistigen Gesetzmäßigkeit ausgegangen werden.

Entwicklung muss im Kontext mit den Mitmenschen gesehen werden. Es gibt keine Entwicklung im „eigenen Kämmerlein“, bzw. im subjektiven Innenraum.

Eine menschliche Entwicklung kann nicht „beendet“ sein oder sie kann auch nicht wirklich pausieren. Eine Aussage wie: „Ich bin in der Verwirklichung angekommen.“ oder das Gegenteil:
„Ich bin noch nicht reif für eine geistige Entwicklung.“ erscheinen bei tieferer Betrachtung als Selbstbetrug und als Entwicklungsverweigerung.

Wenn jemand sagt: „Die Menschen sind noch nicht reif für höhere Offenbarungen.“, dann drückt sich eine Überheblichkeit und ebenso eine Verneinung von Entwicklung aus. Angemessen wäre zu sagen: „Mit einer soliden, individuell angepassten geistigen Schulung kann sich jeder Mensch zu jeder Zeit zu höheren Erkenntnissen aufschwingen.“

Wichtig ist kontinuierliche Selbstprüfung:

Steht der Entwicklungsgedanke wirklich in meiner Mitte? Wann weicht meine Ausrichtung ab?

Während Studientagen an der Spirituellen Hochschule Lundo moderieren verschiedene erfahrende Referenten. Jedoch ist jeder Anwesende nach seinen Möglichkeiten aufgerufen, am Thema mitzudenken und mitzuformen. In einer geistigen Schulung wird das „spirituell-sozialer Prozess“ genannt. Siehe dazu die Skizze.