(Zusammenfassung basierend auf Schilderungen von Heinz Grill zur Zielsetzung vom 11/12.1.22 – frei formuliert und erweitert mit einem Beispiel)
- Warum erreichen manche Personen leicht ihre Ziele?
- Warum erreicht man manchmal nicht das, was man möchte?
- Wie geht man mit einem Wunsch oder Wollen um?
Die Zielvorstellung im Gegensatz zum Wunsch
Am Beispiel: Man will den Sozialen Prozess entwickeln.
Wenn man den Sozialen Prozess entwickeln will und sich fragt: Wie sieht ein Mensch aus, der den Sozialen Prozess beherrscht? Warum ist der Soziale Prozess wichtig für die Mitmenschen und für die Welt? Welchen Sinn und welchen Wert hat der Soziale Prozess für andere Menschen? Und wenn man sich aus diesen Fragen eine haargenaue Vorstellung bildet, und diese auch anderen Menschen verständlich formuliert, dann beginnt man, sich zu seinem Ziel eine Vision zu verschaffen. Man hat sich eine genaue Vorstellung darüber gebildet, wie konkret das Ziel, dass man erreichen möchte aussieht – für die Welt und für andere. Man sieht bereits vor sich, wie es sein wird. In diesem Falle sieht man das Ziel so, als sei es schon vollbracht. Man weiß, wie das Ergebnis genau aussehen wird, wenn es verwirklicht ist. Das Ziel beginnt in diesem Falle in der Idee und außerhalb von einem selbst – bei den Mitmenschen, bei der Welt, bei der Wahrnehmung zu den Mitmenschen.
Der Beginn in der Vorstellung
Man denkt dann wie rückwärts, vom Ziel ausgehend zu einem selbst zurück, und macht sich schließlich selbst zum Verwirklicher seines Zieles. Man denkt erst das Ziel und dann ausgehend von Ziel rückwärts bis seiner (ersten) Handlung. Ziel und Handlung stehen direkt in Beziehung, man selbst wird zum Verwirklicher einer Idee. Der Beginn des Zieles setzt an der gedachten Vorstellung an und sie ist verbunden mit der Wahrnehmung zu den Mitmenschen. Man könnte auch sagen: Das Ziel beginnt in der Weite, nicht in der „eigenen, engen Welt”- nicht in dem Zustand, in dem man jetzt noch gerade ist“.
Du musst den Blick ins Weite kehren,
von deinem engen eignen Wesen.
Die Weite muss die Enge lehren.
Du musst am Leid der Welt genesen.
Zum Leid des Gottes musst du kommen
und musst in Seinem Antlitz lesen
–und aller Gram wird dir genommen.
Christian Morgenstern (1871 – 1914)
In diesem Falle würde man dann wohl dann beginnen, den Sozialen Prozess ernsthaft zu studieren, sich Literatur zu besorgen und man könnte den Sozialen Prozess dann jederzeit anderen Menschen fachlich beschreiben und darstellen. Man erfüllt das Wünschen durch das Studium.
Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
So verläuft es jedoch oft nicht mit den eigenen Zielen. Warum nicht?
Will man etwas, dann besteht die Gefahr, sich im Willen zu fixieren und zu blockieren. Man kann im Wollen stehen bleiben. Es könnte einem dann eventuell passieren, dass man sein Leben lange gesagt haben wird: „Ich will den Sozialen Prozess können – oder lernen“ und mit 80 Jahren beherrscht man ihn dann immer noch nicht. Möchte man etwas erreichen – und sagt z.B. „Ich will den Sozialen Prozess entwickeln“ – dann ist dies erst einmal ein Wollen oder ein Wunsch. Das Interessante ist dabei, dass das Wollen verknüpft ist mit einem selbst. Ein Wollen zu haben ist nicht als schlecht zu bewerten – der Ursprung beginnt aber nicht in der konkret gedachten Idee, sondern in einem Selbst. Das ist ein großer Unterschied. Man möchte dann wie aus „einem selbst heraus“ – hin zu einem Ziel, hin zu einem Ideal kommen. Das ist jedoch nicht möglich. Denkt man aus der Entwicklung und aus der Wahrnehmung der Mitmenschen, denkt man umgekehrt – man beginnt nicht bei einem selbst, sondern bei der Idee und der Wahrnehmung der anderen Menschen und entwickelt daraus seine Zielvorstellung.
Lernschritt
Beginnt das Ziel außerhalb von einem Selbst, in einem größeren Ganzen, bei den Mitmenschen und bildet man daraus eine bildhafte Vorstellung, dann wird der Erfolg eintreten. Beginnt das Ziel aber in einem selbst – dann wird es schwer das Ziel zu realisieren und der Erfolg bleibt einem verwehrt.
Die Auseinandersetzung mit Zielvorstellungen erscheint deshalb so wichtig, da alle Ziele, die sich jemand vornimmt, eine Anziehungskraft aus dem Denken für die Zukunft besitzen. (…) Ein Willensleben ist niemals vergangenheitsorientiert und es ist nicht einmal in der Gegenwärtigkeit des Lebens verankert. Aus diesem Grunde erscheint es so bedeutungsvoll, dass Ziele und Zielvorstellungen zu einer klaren Formulierung gebracht werden.”
Heinz Grill
Seelendimension des Yoga; Das manipura-cakra und das Luftelement; S.52
Die Willensanstrengungen sind deshalb gerade auf jene Zielorientierung mutig und in freier Gedankenperspektive auszurichten, die mehr ein gesamtes besseres Gemeinschaftsgebilde der Menschheit fördert und Kulturwerte, die verschüttet sind, in Form von Kunst, Beziehungsformen und Spiritualität hervorbringen. Der Mensch muss förmlich eine Idee des Möglichen denken, obwohl sie in der Realität noch nicht vorhanden ist, schließlich sich mit dieser Idee auseinandersetzen, bis sie Empfindungen realer Art ermöglicht und dann tritt er in die Praxis einer ersten Umsetzung ein und erschafft ein Ideal, das er aus dem Geistigen herabbringt in die Welt.
Heinz Grill, 25. 2. 21
Geistschulung kann den Willen und die Gesundheit erbauen