Studientag am 18. Juni 2016, Zusammenfassung von Irene Fähndrich
Aus fünf Nationen reisten Yogalehrer und Teilnehmer ihrer Kurse an, um im gemeinsamen Arbeiten mit Heinz Grill grundsätzliche Aspekte des Neuen Yogawillen zu erforschen. Für viele war es die erste Begegnung mit Heinz Grill.
Aus den Anliegen der Teilnehmer formte Heinz Grill ein Thema, das alle Fragen miteinander verband und der nachfolgenden Yogastunde eine gezielte Ausrichtung gab. Dem Leben eigene Inhalte zu geben, ist geradezu ein Gegensatz zur heutigen Kultur, in der es meist um die Frage geht, was einem eine bestimmte Sache bringt. Statt nun etwas herauszuholen an Energien und Wohlbefinden, wollten wir etwas hineinlegen in diese heutige Arbeit und Begegnung, sodass sowohl ein Thema weiter erbaut werden kann als auch jeder Einzelne wieder weitere Möglichkeiten an Sinnerfüllung für seinen Beruf oder seine Beziehungen finden kann.
Um etwas in das Leben hinein zu geben, bedarf es eines Inhaltes. Was aber ist ein Inhalt im Leben? Nach längeren Überlegungen stellte sich heraus, dass die Formulierung eines Zieles sowohl das eigene Bedürfnis und Interesse beinhalten aber auch gleichzeitig eine Gabe im Sinne eines Aufbaues für das gesamte Umfeld darstellen soll. Statt in momentan bestehenden Konflikten anzusetzen und hier Lösungen herbeiführen zu wollen, wählt man objektiv gültige Inhalte, wie z. B. die Entwicklung eines bestimmten Chakra oder des freien Atems oder die Erforschung dessen, was einen freien Menschen ausmacht. Durch die Auseinandersetzung mit diesem Ideal, das Studium in entsprechend fundierten Schriften formen sich bestimmte Kriterien heraus. Mit diesen Gedanken erlebt der Einzelne eine Zentrierung bei sich selbst und gleichzeitig wird die eigene Wahrnehmung automatisch weiter nach außen getragen. Als Beispiel dafür haben wir die Zehenspitzenstellung und das Andreaskreuz ausgeführt.
Auf diese Weise wird die Seele durch das Ideal sehr aktiv. Will jemand beispielsweise das Herzzentrum entwickeln, muss er sich Gedanken dazu aneignen, neue Inhalte studieren, die noch nicht im Eigenen angelegt sind. Mit der Zeit prägt er ein Gefühl dafür aus und er wird es auch im Außen wahrnehmen, inwieweit dieses Herzzentrum auch bei anderen schon entwickelt ist. Durch seine eigene Auseinandersetzung mit diesem Thema strahlt er gleichzeitig die Herzqualitäten bereits durch sein eigenes Auftreten für andere aus.
Sehr deutlich kam durch die Ausführungen von Heinz Grill und die Beispiele der Teilnehmer für alle heraus, dass ein wirklicher Inhalt den Menschen aus dem Gebundensein an seine Genetik herausführt und damit über dieses physische Leben hinaus eine große Bedeutung besitzt. Ein Ideal geht auch im nachtodlichen Leben nicht verloren, es trägt sich weiter und dies ganz unabhängig davon, bis zu welcher Vollkommenheit es entwickelt werden konnte.
Für die Gestaltung der nachfolgenden Übungsstunde hat Heinz Grill aus den Wünschen der Teilnehmer eine Übungsreihe kreiert, die den Möglichkeiten der Anwesenden gerecht wurde und für jeden Fortschritte in der eigenen Praxis beinhaltete.
Betont wurde dabei die Anregung des manipura-cakra, des feurigen Willenszentrums, indem wir uns in Übungen wie z. B. der Kopf-Knie-Stellung weit aus diesem Zentrum heraus angehoben und in einer großen grenzüberschreitenden Ausdehnung die Wirbelsäule nach vorne getragen haben. Im Kamel erfolgte diese große Ausdehnung dann in die Rückwärtsbeuge und im Flankendreieck zur Seite. Seelisch gab er uns die Anforderung, dabei zuerst die Weite des Raumes wahrzunehmen und sie dann von außen her auf den Körper zu übertragen. Auch fortgeschrittenere Stellungen wie die weite Dehnung und der Pfau ergänzten die Übungsreihe.
Zentrales Element in dieser Übungsstunde war es vor allem, die Kriterien zur jeweiligen Übung gut zu kennen und dann erst in die Umsetzung zu gehen.
Eine Steigerung in der eigenen Praxis erlebten die Teilnehmer dann noch einmal dadurch, dass wir vorher genau die Ausführung von Heinz Grill beobachteten. Indem wir auf ihn im Schulterstand blickten und die schwerelose, aus der Mitte der Brustwirbelsäule heraus sprießende Aufrichtung in die Vertikale direkt betrachteten, konnten anschließend alle zu einem sichtbaren Fortschritt im Schulterstand finden.
Auf diese Weise hat Heinz Grill uns ein lebendiges Beispiel dafür gegeben, dass das Ringen darum, eine Wahrheit ausdrücken zu können, bereits einen Heilerfolg für andere bewirkt. Wenn der Mensch beginnt, sich mit Inhalten auseinanderzusetzen und diese in das Leben hinein zu führen, ist dies immer mit einem Fortschritt verbunden und dieser Fortschritt bleibt nicht nur bei diesem Menschen, sondern ist gleichzeitig für das gesamte Umfeld erbauend und weiterführend.