Wie entwickelt man Ausdrucksgebung und Authentizität?

Abendeinheit vom 9.7.23 – Wörtliche Schilderungen von Heinz Grill

Da mir diese Gedanken von Heinz Grill zur Ausdrucksgebung von der Abendeinheit vom 09.07.23 für die Zukunft und für alle Menschen sehr wichtig erschienen, habe ich sie auf Audio aufgezeichnet und veröffentliche sie hier auf der Hochschulseite. Wie man an der Sprache merkt, handelt es sich um das gesprochene Wort, der gesprochene Vortrag von Heinz Grill wurde hier unverändert wiedergeben.

Ausdrucksgebung und Gestaltung

Es gibt im Gestalterischen zwei Bereiche, einmal gibt es die äußere Form. Im Gesanglichen entspricht sie zum Beispiel der Melodie, als das Äußere, Hörbare oder Sichtbare. Als zweites gibt es auch die dahinter liegende Substanz, die Ausdrucksgebung. (…)

Was das Gesangliche betrifft, sollte ja im besten Sinn der Inhalt zum Ausdruck kommen, der dem Lied zugrunde liegt. Und je mehr er (der Singende) in der Erkenntnis gegründet ist, desto mehr bringt er den Inhalt zum Ausdruck. Bei der Asana haben wir das gleiche. Das heißt, in der Asana wollen wir das zum Ausdruck bringen, was an Geistinhalt (der Asana) zugrunde liegt. Und zuletzt ist es so, dass wir im ganzen Leben, in den verschiedensten Handlungen das ausdrücken wollen, was einer Sache zugrunde liegt. Es wurde heute zum Beispiel in einer kurzen Ausführung geschildert, dass wir in der entsprechenden Ausgestaltung eines Raumes den Wärmeäther zum Ausdruck bringen wollen.

Gestaltung des Wärmeäthers in der Architektur – Eine Säule in der Mitte mit einem weiten Kreis an der Decke und eine dementsprechende Farbgebung beleben den Raum – der ehemals unförmige Kellerraum erhält neue Form und Ordnung.

Der innere Werdegang zur gelungenen Ausdrucksgebung

Der Mensch bringt etwas zum Ausdruck und das was er zum Ausdruck bringt, das braucht natürlich einen inneren Werdegang. Denn wenn der innere Werdegang fehlt, dann bringt er es nicht so in die wirklichkeitsnahe Empfindung, so dass die Empfindung nicht richtig lebt. Es sollte die Empfindung leben. Bei allen Handlungen wäre es so. Wenn wir zum Beispiel eine Ätherbetrachtung, eine Natur- oder Pflanzenbetrachtung machen, dann müsste in der Pflanzenbetrachtung dasjenige leben, was wir im besten Sinne an Äther erzeugen können. -Nicht nur, dass wir den Äther einer spezifischen Pflanze etwas mehr wahrnehmen, sondern dass grundsätzlich die Äthersphäre zum Gedeihen und zum Erkraften kommt. Dann wäre eigentlich auf diese Weise das Potential des Menschen im richtigen Sinne eingesetzt.

Im Rosmarin drückt sich sehr stark der Wärmeäther aus – die ganze Pflanze zeigt eine sehr starke Zentrierung von außen nach innen

Wir können uns dahingehend üben, dass wir verschiedene Inhalte zum Ausdruck bringen wollen

Es ist ja schon ein großer Unterschied, ob man von etwas spricht und genaue Kenntnisse über eine Sache hat und sogar die Zusammenhänge kennt, oder ob man von etwas spricht, was man nicht kennt und nur etwas darüber weiß. Das ist ein großer Unterschied. Auf dem ersteren Weg, wenn es authentisch ist, dann wird auch die Empfindung und das Wesen dazu geschaffen. Auf dem zweiteren Weg wird es meistens ab einem bestimmten Punkt mühsam, weil das Wort noch ohne Substanz gesprochen ist. Und damit hätten wir ein Ziel für diese Woche. Das heißt, wenn wir sprechen soll damit auch immer eine bestimmte Wärmeerkraftung, Wärmeäthertätigkeit gegeben sein. Dazu aber müssen wir im Gespräch eine Ordnung und eine gesunde Beziehung herstellen. Und was brauchen wir immer? (Antwort: einen Inhalt).

Wir müssen einen geistigen Inhalt in die Form bringen lernen und dazu müssen wir uns mit dem Inhalt so lange auseinandersetzen, bis er Form bekommt.

Die Authentizität

Ihr hört Inhalte und ihr könnt sie vielleicht wiedergeben. Aber sind sie wirklich authentisch – das ist die Frage. Das Ziel ist, dass authentische Inhalte immer mehr werden, sei es im künstlerischen, sei es in der Asana, sei es im Wort, sei es in der Rhetorik beim Vortrag… Das muss ein Ziel in der Geistschulung sein. Das was er, (der Mensch) authentisch wiedergibt, das bewegt die Seele des anderen. Das was nicht authentisch ist, das bleibt mehr oder weniger relativ.

Erkennen der Authentizität – Wie lebt ein Inhalt?

Wenn wir etwas rezitieren, singen oder darlegen, dann stellt sich ja grundsätzlich die Frage: wie lebt es wirklich, lebt der Inhalt oder lebt er nicht? Lebt er nur so an der Oberfläche, durch einige passende Worte, oder ist das Wort schon mehr erfüllt durch die Erkenntnis? Da können wir uns einmal prüfen. Es ist schon der Fall, dass man manchmal auf bestimmten Gebieten das schon sehr gut bewältigt und auf anderen Gebieten wieder schlechter. Es kann sich jemand fragen, wenn er zum Beispiel den Lotus praktiziert, was da dann lebt? Man kann ihn üben, ihn aus kindlicher Leichtigkeit praktizieren….

Heinz Grill, wörtlicher, zusammenhängender Ausschnitt aus der Abendeinheit vom 9.7.23

Melissa Winter

Forschungsfrage: