3. Die Arbeit aus einer Grundidee im Yoga

Inhalte aus der Yogalehrerfortbildung vom 9.-11.7.2021, Referent: Heinz Grill

Das sechste Zentrum beginnt in der Idee, diese wird ausgestaltet.“

Indem man sich eine Vorstellung schafft, z. B. sich eine Linie im Raum vorstellt, ist das Bewusstsein in dieser Vorstellung. Es ist frei vom Körper, außerhalb vom Körper. Damit sind wir in einer körperfreien Dimension. Wir erschaffen einen Einsatz, der gleichzeitig nicht körpergebunden ist. Es ist zwar eine Körperübung, aber trotzdem mehr ein seelischer Ausdruck einer Bewegung.

Wenn man so aus einer Grundidee eine Yogaübung ausführt, dann arbeitet man mit dem Körper und wird zugleich freier vom Körper. Indem man vom Körper noch weiter weg geht, ihn zuerst loslässt und dann mit einer Idee frei an ihn herantritt, entsteht ein freierer Umgang mit dem Körper.

Ich gehe nicht in den Körper hinein, sondern weiter heraus und dann ausgehend von der größeren Weite kann ich wieder leichter zu ihm kommen“ (…) „Ich gehe mit der Aufmerksamkeit nicht unmittelbar zum Körper, sondern erst in den weiten Raum heraus. Dann blicke ich wieder auf den Körper.“ (Heinz Grill)

Man benötigt eine gute Vorstellung und Konzentration. Man muss sich in Momenten frei machen von Determinationen des Körpers. Ausgehend vom größeren Gesamten kehrt man dann wieder zum Körper zurück und nicht umgekehrt. Man geht gleich zum Körper hin, das ist wesentlich. Den Atem lässt man vollkommen frei. Zuerst ist ein vollständiges Vergessen des Körpers notwendig, und im Moment der vollkommenen Gelöstheit des Körpers geht man dann weiter in die Bewegung hinein.

Wenn der Körper zurückweicht, entsteht ein anderer Energiehaushalt. Wir kommen im Ätherischen an. Dafür müssen wir unser Bewusstsein gut in ein Verhältnis setzen zum Physischen.

Für den Körper bestimmen wir die Form.

Wir haben in einer Bewegung immer eine Loslösung vom Körper.

Der Körper wird durch Loslassen überwunden, damit werden wir frei vom Körper .

Heinz Grill

Lernfragen

  • Wo hält sich das Bewusstsein bei der Asana auf?
  • Was ist der Ausdruck einer Yogaübung?
  • Pädagogik im Yoga: Wie ist die Korrektur einer Yogaübung und das Erschaffen eines Gefühls aus dem Grundgedanken?

Hat man einen Gedanken, mit dem man den Körper formen will, ist dieser vorhanden, dann hat die Asana einen Ausdruck, einen seelisch geistigen Ausdruck. Was heißt das? Es gibt eine Körperform einer Übung, die jeder automatisch hat. Dies ist mit Ausdruck nicht gemeint. Auch ist nicht die Fortschrittlichkeit oder die körperliche Kraft gemeint. Denkt man eine Idee, wie zum Beispiel das Heranziehen des Beines, die zwei sich ausdehnenden Linien, dann zeigt sich diese Idee im Ausdruck der Übung. Der Ausdruck ist nicht die körperliche Form, sondern die ästhetische Form, mit der der Körper geformt wird. Der Körper erhält so eine neue Form.

Lernschritte

Man geht nicht vom Körper aus, sondern vom Gedanken. Wichtig ist zu bemerken, wenn wir abschweifen.

Zuerst braucht man ein Bild und muss wissen, wo man hin will. Erst lässt man los, man wird freier vom Körper, dann kann die Dynamik kommen.

Heinz Grill

Die einfachste Form mit dem 6. Zentrum im Yoga ist, dass eine Art Wahrnehmung vorhanden ist und dass wir eine Stellung überschauen und etwas lenken können. Man verliert nicht die Führung, sondern bewahrt die Übersicht. Eine weitere Bedeutung hat es, etwas zu Ende zu führen. Der Mensch braucht heute das Gefühl, eine Sache zu Ende zu führen. Es ist das Gefühl, etwas rund zu einem Ende zu führen. Der Körper spielt keine Rolle mehr, man wird ruhig und lebt im geistigen Bild.

Wir müssen uns frei machen vom Körper, um Kraft einzusetzen, nicht gleich mit ganzer Kraft in die Übung hineingehen.

Heinz Grill