Der Schulterstand und seine Synthese mit dem Leben

Inhalte aus der Yogalehrerfortbildung vom 04.11.2021 – Sonntag 07.11.2021

Der Schulterstand – sarvangasana

Interessant ist, dass man im Schulterstand gleichzeitig zentrifugale und zugleich zentripetale Kräftewirkungen erfahren kann. Es ist eine starke zentripetale Zentrierung zwischen den Schulterblättern erlebbar und zugleich ein leichtes, zentrifugales Aufsteigen des Körpers nach oben in Rumpf und Beine. Im Schulterstand wirken diese zwei Kräfte harmonisch zusammen.

Diese zwei Kräfte kann man im Ausdruck der Übung sichtbar machen. Werden diese Kräfte sichtbar, dann drückt sich nicht die Schwerkraft im Körper aus, sondern die Rücken und Beine steigen leicht wie von selbst nach oben.

Die Zentrierung in der Wirbelsäule ca. im (2/3 Brustwirbel) führt zu einem leichten Aufsteigen des Körpers (Oberkörpers und Beine) entgegen der Schwerkraft. Das Wachsen und Aufrichten in den Schulterstand erfolgt von diesem Zentrum aus nach oben in die Beine. Wechselnde Beinspiele machen diese Zentrierung noch stärker zugänglich. Gesundheitliche Wirkungen im Schulterstand wie Entstauungen, Rückfluss, eine Stärkung des Herz-Kreis-lauf-Systems sind natürlich vorhanden, in diesem Artikel, werden sie aber nicht weiter ausgeführt.

In dieser Stellung ist weniger die strenge, formgebundene Linie betont, sondern vielmehr das natürliche Wachsen in energetischer Leichtigkeit aus der Herzmitte.

Heinz Grill
Seelendimension des Yoga

Das Sinnbild des Schulterstandes

Im Schulterstand sind diese zwei Kräfte erlebbar. Man kann diese zwei Kräfte fachlich mit dem 1. Licht- und Wärmeäther (von außen nach innen zentrierend) und 2. den Lebens- und chemischen Äther (von unten nach oben zentrifugal aufsteigend) konkretisieren.

Wenn Wahrnehmung und Handlung/ Aktivität sich im Leben verbinden, sodass man zugleich von außen etwas empfängt, wie handelnd nach außen wirkt, verbindet sich ebenfalls gleichzeitig zentrifugale und zentripetale Kräftewirkungen. Man bleibt in dieser Haltung wahrnehmend nach außen, man handelt, ohne die bewusste Wahrnehmung nach außen zu verlieren. Handlungen sind dann geordnet und gehen leicht von der Hand, wenn Wahrnehmung und Aktivität sich verbinden, und diese harmonische Verbindung gelingt im Leben durch einen Seeleninhalt.

Esoterisch formuliert kann man sagen: Wenn eine Idee bis ins Empfinden und dann in die Umsetzung findet, entsteht die Ätherwärme des Licht- und Wärmeäthers und diese verbindet sich harmonisch mit dem aufsteigenden Lebensäther und dem chemischen Äther. Wenn eine große Idee, die nicht nur das persönliche Leben, sondern ein Menschheitsideal ist, gedacht wird, wird sie mehr und mehr zu einem Ideal, das sich schließlich durch den Menschen selbst ausdrückt. Der Mensch wird dann gleichzeitig nach außen empfangend und gebend.

Dieses Ideal kann im Schulterstand erlebt, ausgedrückt und sichtbar gemacht werden.